Die Anbindung und Bewegungen des weiblichen Körpers sind erstaunlich. Ehemals eingebettet in den lebensspendenden Zyklus der Natur, ist er auch heute noch, trotz der Abwertung und der Abtrennung von seinem natürlichen Zauber, genau in diesem zyklische Ausdruck unterwegs. Unser Vergessen konnte den Zyklus nicht löschen. Und nicht nur das: bei aller Technik- und Testhörigkeit, können wir uns des schwangeren Körpers nicht in Gänze bemächtigen – es bleibt immer auch ein unbekanntes „Hoffen“. Das vermeintlich Vorbereitbare bleibt Unvorbereitbar und ihm heimelt etwas Schicksalhaftes an. In einem ersten Rad möchte ich die Entfaltung der Schwangerschaft im Verständnis der Jahreszeiten aufzeigen, um hier Orientierung und Kraft zu geben. Dieses Rad nenne ich das „Rad der guten Hoffnung“. In unserer europäischen Kultur haben wir der Hoffnung fast die Kraft genommen, aus ihr einen Schlager gemacht und so braucht es einen neuen Blick in diese Kraft.
Die Hoffnung ist kein träges Geschehen lassen, sondern sie birgt in sich die Gewissheit, dass etwas Sinn ergibt. Die gute Hoffnung der schwangergehenden Frau trägt Zauber in sich, denn etwas ist in ihr bereits gegenwärtig und zeitgleich ist es noch verborgen. Schwangergehen kann nie etwas abgeklärtes sein, denn die Frau befindet sich in einem eigenen verwunschenen Raum - sie weiß um ihren neuen Zustand und doch ist er zeitgleich in der Gegenwart unbegreifbar. Das ist so erstaunlich wie unfassbar. Im chinesischen Schriftzeichen ist Hoffnung 希望 zusammengesetzt aus zwei Zeichen. So ist das Bild der Hoffnung, ein Mensch, der mit der Kraft des Mondes verbunden, aufrecht mit seinem verborgenen Schicksal stehen kann. Die gute Hoffnung ist somit eine Kraft der schwangergehende Frau, in ihrer Ungewissheit zu stehen. Ihre Sicherheit ist der sich zyklisch wandelnde Mond – hier liegt Gewissheit.
So ist die hoffende Frau, die wissende Frau und dieses Wissen hat etwas Leibhaftiges und Inniges. Hoffnung, so sagt Bollnow, ist mit dem Leben verschwistert.